Sklenar Linien
IM Ing. Franz Obendorfer zum Thema Linienzucht
Wir folgen bei unserer Linienzucht einem Modell, das nun schon jahrzehntelang praktiziert wird und ursprünglich zu großen Teilen auf Empfehlungen der Brüder Friedrich und Hans Rutter in der DDR basiert1. Guido Sklenar definierte Linie als aus einer einzigen Zuchtmutter eines Stammes durch Inzucht hervorgegangene Verwandtschaftsgruppe2, war selbst überzeugter Leistungszüchter und folgte dem Grundsatz "Leistung über Farbe". Nichts desto trotz führt er in seinem bekanntesten Werk "Imkerpraxis" aus, dass aufgrund sorgfältiger Farbzucht über mehrere Jahrzehnte Stämme existieren, die in der Farbe einheitlich vererben und untermauert seine Behauptung mit der Linie "47/21/Edelstein", die ein "einheitlich graues Kleid vererbt".3 Zur Linienzucht sagte er im gleichen Buch, dass ein Züchter aus einer Zuchtmutter theoretisch fünf, sechs Jahre züchten kann bis sie stirbt und mit ihr die Linie, die sie verkörperte.
In der Regel richtet sich die Linienbezeichnung nach der imkerlichen Abstammung. Prof. Dr. Pechhacker4 sagte 2009, dass "mindestens 50% der Blutanteile auf Dauer nicht zu halten waren und deshalb die Linie wieder nach der mütterlichen Abstammung benannt wird." Bei der gleichen Veranstaltung bestätigte auch Prof. Dr. Bienefeld5, dass "Völker zur Linie gezählt wurden, wenn sie mindestens 50% Genanteil haben." Der gleiche Bienenforscher wiederholte mit Verweis auf Friedrich Rutter auch 2010 in einem Artikel, dass Linien über die mütterliche Abstammung definiert werden und alle Völker zur Linie zählen, sobald mindestens 50% der Gene der Linie besitzen.6 Trotz dieser Verwässerung "wird die Linie bei vielen Zucht- und Kaufentscheidungen sicher auch weiterhin eine Rolle spielen, da sie vielen Imkern vertraut ist und zumindest bei 'gefestigten' Linien in gewissem Umfang Voraussagen über die Qualität von Königinnen zulässt."
Für unsere Zuchtbemühungen ist die Linienführung vor allem ein adäquates Hilfsmittel um langfristige Inzucht-Probleme zu vermeiden.
Quellenangaben:
1 Prof. Dr. Pritsch, LIB im Rahmen der Züchtertagung des DIB in Kirchhain 2009
2 Imkerpraxis 1948, Kapitel Züchterische Fachausdrücke, ÖR Guido Sklenar
3 ÖK Guido Sklenar, Imkerpraxis 1948, 6. Auflage, Seite 42
4 Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht e.V., Prof. Dr. Hermann Pechhacker, Lunz, Präsident ACA, 2009
5 Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht e.V., Prof. Dr. Kaspar Bienefeld, Hohen Neuendorf, Leiter Länderinstitut für Bienenkunde, 2009
6 Deutsches Bienen-Journal 2/2010, Prof. Dr. Kaspar Bienefeld, Hohen Neuendorf, Leiter Länderinstitut für Bienenkunde
IM Anton Schleining zum Thema Sklenarlinien:
Was in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts über die Sklenarlinien geschrieben wurde, stimmt heute nicht mehr. Damals hatte man auf der Belegstelle 7 Vatervölker, seit 1986 waren es immer mindestens 26 Vatervölker. Schon diese Tatsache hat die Belegstelle wesentlich sicherer gemacht und der Einfluss der gut selektierten Vatervölker hat es mit sich gebracht, dass die Linien sehr einheitlich wurden. Wir wechseln jährlich die Linie der Vatervölker in einem Rotationsprinzip um Inzuchtschäden zu vermeiden. Die Linien unterscheiden sich in Ihren Eigenschaften nicht merklich. Alle wurden von mir über 30 Jahre nach den gleichen Auslesekriterien selektiert. 1. Sanftmut, 2. Honigleistung, 3. Wabenfestigkeit, 4. Schwarmneigung, 5. Varroatoleranz. Da ich 30 Saisonen auch die Vatervölker für die Reinzuchtbelegstelle "Hirschgrund" stellen durfte, konnte ich in der Zuchtselektion sehr gute Fortschritte machen. Unsere Bienen sind sehr sanft und bringen Tolle Erträge. Die Nachfrage von Fern und Nah bestätigt das.
Hannerl Weber-Sklenar (Tochter von Guido Sklenar)
Waisenhausstr. 14, A 2130 Mistelbach
Das Bienenmütterchen, Jahrgang 36, Baden-Baden, Juni 1984, Nummer 6Zu dieser Frage möchte ich sagen, dass jede unserer Linien spezielle Liebhaber hat. Mitunter aber schwören Imker aus demselben Ortsgebiet, die also in gleicher Trachtgegend imkern, auf verschiedene Linien. Es kommt wohl zuletzt auf den Imker an, auch sei darauf hingewiesen, dass Königinnen einer Linie, in verschiedenen Jahren bezogen, kleine Unterschiede zeigen können. Jede Zuchtmutter ist eben doch ein wenig anders, es gibt keine 2 gleichen Mütter, wichtig aber ist, dass diese die gleichen, hervorstechenden Eigenschaften besitzen und treu vererben. Da ich von vielen neuen Lesern gebeten wurde, unsere Linien zu charakterisieren, komme ich hiermit diesem Wunsche nach.
Linie 47/P/1
Diese Linie ist schon sehr alt. (47 = Stammesbezeichnung, P = Pollen, 1 = Stocknummer). Die verschiedenen Erbanlagen stechen bei dieser Linie besonders markant hervor. So tragen diese Völker wahre Pollenbretter ein. Pollen aber ist für die Biene lebensnotwendig. Die leistungsstarke, schwarmträge Linie mit ihrer verstärkt hervortretenden Erbanlage bietet ausgezeichnete Kombinationsmöglichkeiten.Linie 47/9, heute 47/19/48
Auch die Linie 47/9 ist älteren Datums, allerdings läuft sie heute unter der Linienbezeichnung 47/19/48, denn sie bekam ob ihrer markant hervortretenden Eigenschaften eine neue Bezeichnung. Ihr Steckbrief: Besonders robust, wetterhart, lammfromm, bringt starke Völker, hervorragend in Leistung, schwarmträge. Schön in der Farbe (grau).Linie 47/9/15
Diese Linie ist ebenfalls sehr alt. Die Völker sind fast einheitlich grau, mittelstark, besonders brutfreudig, flotte, temperamentvolle Burschen, lebhaft. Hier herrscht immer Betrieb, ist stets etwas los, gegebenen Falles würde auf eine Ungeschicklichkeit des Imkers die Antwort sofort erfolgen. In der Leistung 1a.Linie 47/9/26
Auch in diesem Falle handelt es sich um eine ältere Linie. Die Mütter der 9/26 sind besonders vital, sie werden 5 - 6 Jahre alt. Die Völker zeigen ausgesprochenen Hünglercharakter, sind besonders gute Winterversorger, hervorragend in der Leistung, sehr schwarmträge und lammfromm. Diese Linie empfehle ich jedem Hobbyimker, denn diese Völker werden ihm nie verhungern und keine 'Scherereien' machen. Die Linie 47/9/26 bringt besonders viel Propolis, ist sehr robust und wetterhart. Die Völker sind mittelstark, eigenständig und bieten sehr gute Kombinationsmöglichkeiten. Der Gesamteindruch der Biene ist dunkler.Linie 47/9/24
Auch die Linie 47/9/24 ist schon älter. Sie ist überaus leistungsstark, bringt sehr starke Völker, ist sanft und wabenstet. Farblich ist sie sehr ausgeglichen, bringt besonders langlebige Königinnen und Bienen. Sie ist sehr wetterfest und schwarmträge. Bietet sehr gute Kombinationsmöglichkeiten.Linie 47/G/10
Der große Wurf in letzter Zeit gelang meinem Mann und mir mit der neuen Linie 47/G/10, die wir nach langer, gewissenhafter Prüfung m 10. Jahr nach meines Vaters Tod herausbrachten und die wir nach ihm benannten (47 = Stammbezeichnung, G= Guido und 10 bedeutet in diesem Falle, dass wir damit an Vaters Todestag an die öffentlichkeit traten). Die Linie 47/G/10 ist lammfromm, mit ihr können Kinder arbeiten. Es ist die sanfteste Biene, die wir je auf dem Stande hatten. Sie bringt besonders starke Völker, füllt spielend 3 oder auch 4 Räume, ist also ausgesprochen brutfreudig und eignet sich hiermit ganz hervorragend für den Wanderimker. Im Brutraum lagert sie sehr wenig Honig ab. Die Völker sind in der Leistung hervorragend, überaus lebensstark und schwarmträge. Bei der Linie gibt es, selbst wenn einem eine Wabe aus der Hand fallen sollte, keinen Stich.Linie 47/H/47
Auch in diesem Falle handelt es sich um eine neue Linie. Sie ist der ausgesprochene Liebling meines Mannes. Er hat sie nach mir benannt: 47 = Stammesbezeichnung, H= Hannerl, 47 = Stocknummer. Die Völker dieser Linie sind tolle Burschen, einfach unverwüstlich. Dazu haben sie ihr Stübchen blitzblank sauber und halten strengste Ordnung auch bezüglich Wachsmotten. öffnet man ein Volk dieser Linie, duftet es herrlich. Die Völker sind mittelstark. Die H/47 ist viel temperamentvoller als die G/10. Sie ist in der Leistung hervorragend, ein ausgezeichneter Selbstversorger, schwarmträge und trotzdem brutfreudig, verfügt auch noch im Spätherbst über starke Völker, sie ist auffallend robust und wetterhart. Morgens ist sie als erste wach am Stande, um abends als letzte schlafen zu gehen.Zusammenfassend möchte ich bemerken, dass sich die Linien nur im Charakter der Völker voneinander unterscheiden, kaum aber im äußeren. Inzuchtschäden sind nicht zu befürchten, da innerhalb der verschiedenen Linien ungezählte Kombinationsmöglichkeiten gegeben sind. Damit habe ich versucht, unsere derzeitigen Linien zu skizzieren. Wahrlich eine heikle Aufgabe, denn nichts ist so variabel wie die Biene.